Der Flug: Teil 2

Nachdem ich 14 Dollar bezahlt hatte, mich schweren Herzens von meinem Liebsten verabschiedete und die üblichen Erniedrigungen einer „Sicherheitskontrolle“ über mich ergehen ließ, durfte ich in den Flieger. Und wie üblich traf ich auf die typisch amerikanischen Stereotypen, die jedes nur denkbare Klischee erfüllten. Da haben wir den viel beschäftigten Businessmann mittleren Alters, der zwar ständig mit dem neusten iPhone telefoniert, aber begefarbene Karottenschnitt-Hosen mit Anschlag trägt. Dann die Happy Familie, Eltern, ca. Mitte vierzig, und dazu zwei Kids schätze zwischen 10 und 15. Das frisch verheiratete Paar, sie meistens rothaarig. Ein etwas durchgeknallt wirkender Paradiesvogel, der irgendwas mit dem Muster der amerikanischen Flagge trägt. Ein aufgepumpter Jüngling, der seinen Hals vor lauter Muskeln nicht bewegen kann, sondern immer den ganzen Torso umdrehen muss. Und last but noch least zwei ältere Pärchen, die sich ständig lauthals quer über den ganzen Flieger unterhalten, und deren aufdringliche Lache einen ständig verfolgt. Und ich spreche hier von dem richtig schlimmen Raucherlachen, bei dem man das Gefühl hat, der Kehlkopf hat schon sehr schlimmes in seinem Leben durchgemacht.

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Der Flug: Teil 3

Hier eine Überblick über meinen gesamten Flug: Neben mir saß ein kleiner, dänischer Handelsreisender, der genauso wie ich an einem Blog-Text schrieb. Vor mir saß Häuptling Werner Lederhaut und seine Frau Uschi Botoxlid. Ihr müsst euch Häuptling Werner Lederhaut so vorstellen: groß gewachsen, längeres, schütteres Haar, liebevoll dunkel gefärbt, dezent nach hinten gegelt, dazu eine 70er Jahr Brille, Modell „IchHabSieSchonImmerSoGetragen“, natürlich leicht verdunkelt, und riesengroße Hände mit ledrigen Wurstfingern. Woher ich das so genau weiß: Häuptling Werner Lederhaut, saß direkt neben mir und schmiss ständig seinen Sitz nach hinten, so dass er mit seinem gegelten Kopf fast in meinem Schritt landete. Dazu streckte er seine Hände so in etwa in Höhe meines Gesichtes und pulte sich in in den Fingernägeln rum. Ab und an ließ er einen Furz fahren, er dachte vermutlich, wenn es im Flieger so laut ist, hört es eh keiner.
Abgesehen von Häuptling Werner Ledergesicht, musste ich mir vier nichtssagende Filme angucken, zwei davon mit Owen Wilson – wenn das nicht Folter ist. Zum Glück hielt Häuptling Werner Ledergesicht die meiste Zeit seine Hände vor mein Gesicht, so dass ich nichts sehen konnte. Weil er brav den Innhalt seiner Fingernägel über meinem Essen ausleerte, musste ich auch nix essen oder trinken, folglich musste ich nie auf Toilette und war keine sonderliche Belastung für meinen dänischen Freund neben mir. Nach entspannten 10 Stunden war auch dieser Flug vorbei. Und ich war da: Im Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich musste nur noch vor zwei Zollbeamten rechtfertigen, mit welchem Recht ich überhaupt noch hier rein will, mich mal wieder betatschen lassen, und ich wurde körpergescannt. Ich holte mir zu Entspannung eine riesengroße Latte bei Starbucks, stieg in den zweiten Flieger und knapp fünf Stunden später war ich in San Diego.

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