Kleines Märchen (Triggerwarnung, es gibt wohl kein Happy End)

Es war einmal eine Prinzessin, sie lebte in einem kleinen Schloss, dass wie ein Plattenbau aussah. Sie lebte da mit ihrer Mama, der Königin, ihrem Papa, dem König, und ihrer älteren Schwester, die ebenfalls eine Prinzessin war. Der König war oft jähzornig, er hat sich sein Leben als König anders vorgestellt. Denn Könige dürfen alles, oder? So wurde es ihm schon als Kind beigebracht. Alle haben dem König zu gehorchen und niemand darf ihm widersprechen, und schon gar nicht die Königin oder die Prinzessinnen. So ging es eine Weile und der König wurde immer wütender, vor allem auf die Königin und die ältere Schwester der Prinzessin. Die kleine Prinzessin verstand das alles nicht. Er war doch der König und liebte sie so sehr. Er war nie wütend auf sie, aber auf ihre Schwester. Und eines Tages beschloss die Königin mit ihren Töchtern weg zu gehen. Der König war traurig, er verstand es nicht. Er war doch der König, ihm sollten doch alle gehorchen und nicht ihn fürchten. Aber er ließ die Königin ziehen. Es vergingen Jahre, der König Lebte sein bestes Leben, er fand eine neue Königin, die ihm besser gehorchte. Doch dann wurde der König alt, und erinnerte sich an die kleine Prinzessin, die er doch so geliebt hat. Aber die Prinzessin meldete sich nicht bei ihm. Wieso nicht, er war doch der König, und Könige dürfen doch alles. Nein, dürfen sie nicht! Er hat sich 30 Jahre nicht die Bohne für die kleinen Prinzessin interessiert, und jetzt will sie auch nichts von ihm wissen.
Und die Moral von der Geschichte: heirate niemals einen König!

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Im April erlebtes

Ach Urlaubszeit ist die schönste Zeit. Körper und Geist erholen sich beider maßen. Zumindest in der Theorie. Seit dem ich in den Genuss der Elternschaft gekommen bin, hat sich der Urlaub doch etwas verändert. Es gibt Eltern, die sagen, uns doch egal, die Kinder müssen das einfach mitmachen. Ist auch völlig ok. Wir gehören nicht dazu. Seit der Geburt der Thronfolger fahren wir regelmäßig in ein Kinderhotel. Tatsächlich sogar eins, das bezahlbar ist. Eine Woche Kinderparadies. Und sind die Kleinen entspannt, bin ich ebenfalls entspannt. Und nach dem, mittlerweile 4 mal, freue ich mich auch immer tierisch drauf. Und Überraschung, es ist ein Kinderhotel, wo nicht nur die Kinder sind, sondern auch deren Eltern. Und anstatt sich solidarisch durch alle Höhen und Tiefen, Wachstumsschüben, Wutausbrüchen und sonstige Zipperlein zu zeigen, vergleicht man sich nur argwöhnisch miteinander. Auch ich bin zu einer Mutter geworden, die andere ganz genau im Blick hat. Sind die anderen Kinder älter, denkt ich mir, oh das machen wir dann natürlich anders. Sind die anderen Kinder jünger, denke ich oh ja, das haben wir auch so durchgemacht, ich muss es natürlich kund tun. Und da stehe ich nun. Ich bin genau zu diesem nervigen Elternteil geworden, dass man nie werden wollte. Mütter, die alles besser wissen und zu allem eine Meinung haben.

Wenn die Eltern müde sind, weil die Nacht zu kurz war, was man selber Jahrelang durchgemacht hat, halt die Fresse. Wenn das Kind auf dem Spielplatz hinfällt und die Mutter es tröstet, oder auch nicht, halt die Fresse. Wenn eine Mutter stillt, und dabei komplett auf Alkohol verzichtet oder sich ein Bier gönnt oder ein Glas Wein, halt die Fresse. Wenn die Eltern die Geduld verlieren, und einmal laut werden, halt die Fresse. Schreib ein Blog drüber, schreib ein Buch drüber, mach ein Podcast. Aber in dem Moment, in dem du es siehst, halt die Fresse.

Zum Glück habe ich einen eigenen Blog und kann das alles hier kundtun. Zum Thema Alkohol in der Stillzeit…nein Scherz, das Thema ist nur für Männer relevant. Ironie an: nur sie dürfen sich eine Meinung zu bilden. Ironie aus.

Ich glaube, würden wir Mütter, einfach öfter mal die Fresse halten, gegenüber anderen Müttern, und nicht ständig alles vergleichen und werten, wäre das Elternsein viel entspannter. Hier ein paar unpopuläre Tatsache über mein Elterndasein:
– meine Tochter darf so viel Medienzeit haben wie sie will
– mein Sohn wird recht unregelmäßig gebadet, da er dabei das ganze Haus zusammenschreit
– er geht auch nicht zum Friseur, sondern ich schneide ihm immer mal wieder den Pony nach, unter viel Geschrei, versteht sich
– beide Kinder schlafen bei mir im Bett
– meine Tochter geht nicht in die Nachmittagsbetreuung, weil sie kein Bock drauf hat
– ich zwinge die Kinder nichts zu essen, worauf sie keine Lust haben, nur weil ich sage, es ist gesund
– ich bin auch gerne für mich alleine, fühle mich dabei aber gleichzeitig total schuldig, und kann das überhaupt nicht genießen
– die entspannteste Zeit für mich ist, wenn ich weiß, der Papa kümmert sich gerade
– ich bin nicht oft auf dem Spielplatz, weil ich keine Zeit dazu habe, und wenn ich Zeit habe, habe ich keine Lust dazu
– zwischen den Eltern in der Schule und Kindergarten fühle ich mich fehl am Platz, weil ich da niemanden kenne
– bei uns herrscht Chaos und ist nicht geputzt, was ich total hasse
– grundsätzlich halte ich nichts davon meine Bedürfnisse komplett in den Hintergrund zu stellen, weil es mich unglücklich macht, und wer will schon eine unglückliche Mama

Danke für es lesen. Bitte nicht kommentieren.

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In Mail erlebtes

Vor einigen Wochen hatte ich die große Freunde ein Wochenende in Paris zu verbringen. Zugegeben, ich habe nicht viel erwartet. Das letzte mal in Paris war ich ende der Neunziger. Eine klassische Busfahrt, der Guide nuschelt unmotiviert ins Mikro, schauen sie nach links, schauen sie nach rechts. Man macht ein paar Fotos mit der Analogkamera, um in ein paar Wochen festzustellen, dass es eh nix geworden ist. Gewohnt haben wir in einem schmutzigem Hotel in der Nähe vom Moulin Rouge, gesehen haben wir den Louvre, den Eifelturm, Versailles, Notre Dame und noch irgendwas, innerhalb von zwei Tagen. Also alles in allem etwas unentspannt, als ob man nicht direkt um die Ecke wohnen würde, und nur das eine Mal in Paris wäre.
Es sollten tatsächlich mehr als 25 Jahren vergehen, dass man doch noch mal auf die Idee kam, dass Paris um die Ecke wäre und man eben mal dahin fahren könne. Gesagt getan. So fuhr ich mit meiner Familie in die Stadt der Liebe.

Und was soll ich sagen, die Stadt hat mich absolut verzaubert. Für zwei Tage durfte ich in die aufregende Pariser Künstlerwelt der anfänglichen 20. Jahrhunderts anfangen. Von russischen Impressionisten über Italienische Expressionisten, zum Kubismus und Jugendstil berauscht, fuhr ich Seelig wieder in meine westfälische Provinz. Bitte nicht falsch verstehen, ich lebe hier gerne und für keine Minute entfachte in mir der Wunsch den Spuren der Kunstavantgarde zu folgen, und meine innere Marevna zu entdecken. Aber es weckte in mir den Wunsch, doch mich etwas mehr mit Geschichte zu befassen.

Also 10 Stunden Arte-Doku später, befand ich mich in meiner westfälischen Wahlheimat auf einer kleinen Kunstausstellung. Auf dem Bild sah man eine Fischplatte. Und schon fielen mir die Kunstwerke von Chaim Soutine ein. Ich, ganz stolz auf mein neu erlangtes Wissen, ging auf die Ausstellerin, die sich ebenfalls im Raum befand, zu, und frage sie, ob die Bilder eben von jenem inspiriert wären. Tja, nein! Die Damen erzählte mir begeistert, von ihrem Urlaub auf Sardinien, wo eben die gleichbenannten Fischchen, gerne mal in Zeitungspapier eingewickelt wären. Und seit dem malt sie gerne Fisch auf Zeitung. Alles klar. Dank.

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